leichtathletik im wandel mit nbl

Verfasser : G.Sonnemann , Berlin

I. aktuelle Probleme der Leichtathletik

I/T.1 Zukunft der Leichtathletik

wie kann die Leichtathletik

 

wieder mehr Aufmerksam-

 

keit bekommen ?

 

Verfasser  : G.Sonnemann , Sportanalyst, Berlin , Juli 2011 ( N B L )

 

 

 

 

 

1.  der Ist - Zustand

 
 

Die Leichtathletik mit all ihren Einzeldisziplinen ist - noch - Kernsportart

der  Olympischen Spiele.

Alle 4 Jahre schaut die Welt auf die Leichtathletik.

Und sonst ?

 

Selbst bei Weltmeisterschaften / Europameisterschaften beginnt die

Bereitschaft der

zur Live-Uebertragung zu bröckeln.

 
 

Der Wettkampfkalender der IAAF und der anderen Verbände ist voll von

Events, doch das Interesse daran sinkt.

Bei der letzten Team - Europameisterschaft 2011 in Stockholm war

gähnende Leere  im Stadion, trotz

vieler namhafter Athleten und guter Leistungen.

Die Mitgliederzahlen bei Kindern und Jugendlichen gehen zurück.

 

Woran liegt es ?

 
 

Die  Meinungen dazu gehen weit auseinander.

 

Die  einen meinen, man brauchte die Situation nur aussitzen, es kämen

wieder bessere Zeiten,...

 

Die anderen fordern radikale Veränderungen in der Präsentation der
Leichtathletik.

 

Die Feststellung der unbefriedigenden Wahrnehmung der Leichtathletik

ist richtig und notwendig.

Aber es sollte dabei nicht bleiben !

 
 

Die Leichtathletik bündelt die ursprünglichsten Bewegungen der

Menschen in sportliche Disziplinen.

Sie ist eine sehr "ehrliche" Sportart, an Hand der erzielten Leistung
kann jeder sein Leistungsniveau sofort erkennen.

 

Das hebt die Leichtathletik von den meisten anderen Sportarten ab,

ist in der heutigen Zeit

aber vielleicht auch ihr Nachteil.

 

Die vielen Einzeldisziplinen der Leichtathletik sind ein gutes
  "Produkt", es gibt hervorragende Leistungen, viele charismatische
  Athleten.

 

Weshalb wird es von der Gesellschaft immer weniger angenommen ?

Was sind die entscheidenden Punkte, das andere Sportarten das

Interesse vor allem der Jugend

viel  mehr auf sich ziehen ?

 
 

Jeglicher Sport agiert nicht im luftleeren Raum, er lebt in und durch

die Gesellschaft und widerspiegelt die Wertvorstellungen dieser.

Die gesellschaftliche Entwicklung geht immer schneller voran, gerade

in Europa ist der Wohlstand gewachsen.

Die Freizeit der Menschen ist größer geworden.

 

Zwar steigt das Bedürfnis nach individueller Verwirklichung, aber gerade

die Jugend will sich auch

mit irgend etwas identifizieren, will dazu gehören.

 

Werte wie Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit, Leistungsstreben sind neben

Talent Grundvorausssetzungen ein guter Leichtathlet zu werden.

Diese Werte sind vielen Jugendlichen eigen, sie können durch die

Athleten der LA gut dargestellt werden.

 

Doch der Zeitgeist geht mehr in die Richtung passiver Konsumtion und

Unterhaltung.

 

Das muss die Leichtathletik erkennen, und sich darauf einstellen !

 

Da kann es doch nicht schaden, die Konzepte anderer Sportarten zu

studieren, um zu sehen,

ob man daraus für die Leichtathletik etwas lernen kann.

2. was kann von anderen Sportarten

    gelernt werden ?

 

 

Nehmen wir die Ballsportarten :

 

 

Es gibt dort :

 

-  ein klares Wettkampfziel

 

-  ein straffes Wettkampfprogramm

 

-  Athleten die eine Mannschaft bilden

 

- Wettkämpfe in Serie, zur Ermittlung eines Meisters

 

 

Das klare Ziel der Wettkämpfe in Fußball/Handball/ Eishockey... ist,

das der Ball/Puck ins Tor muss.

 

 

Was ist das für jeden Zuschauer sofort erkennbare Ziel der vielen
Leichtathletik-Einzeldisziplinen ?

 

 

Gibt  es Sportveranstaltungen, bei denen alle Ballsportarten gleichzeitig
dargeboten werden?

 

Nein!

 
 

Bei Leichtathletik-Events werden viele unterschiedliche Einzeldisziplinen
nebeneinander angeboten.

 

Was ist das gemeinsame, sofort für jeden Zuschauer erkennbare Ziel?

 

 

Der LA-Fan wird sagen, ich will sehen, wer am schnellsten läuft, am

höchsten springt,

 

mir gefallen die ästhetischen Bewegungen.

 

 

Den normalen sportbegeisterten Bürger, der ja für die LA gewonnen

werden soll, interessiert vielleicht nur der schnellste Läufer.

 

 

Soll er wegen 10 Sekunden dafür ins Stadion gehen?

 

 

Es gibt zwischen den Einzeldisziplinen der LA keinen unmittelbaren

Zusammenhang.

 

 

Die verbindende Klammer über Alles fehlt.

 

 

Das macht die Identifikation des "normalen" Sportbegeisterten mit der
LA schwer.

 

 

Mit Mannschaften kann sich jeder schneller und besser identifizieren,

und das über Jahre hinaus,

 

trotz wechselnder Einzelathleten.

 

Der so gewonnene Fan fühlt sich dazugehörig, ist stolz auf seinen

Verein, seine Stadt.

 

 

Mit Einzelaktiven eine solche Affinität her zu stellen, ist schwierig,

noch dazu, wenn diese wie in der

 

LA nicht regelmäßig aufeinander treffen und nur ein paar Jahre in der

Weltspitze  sein können.

 

 

Es stellt sich also die Frage, ob die LA in gewisser Weise auch zur
Mannschaftssportart taugt?

 

 

Ich sage ja !

 
 

Versteht man jede Einzeldisziplin nur als Teil der Sportart Leichtathletik,

dann trägt jede

 

Disziplinwertung nur einen Teil zur Gesamtwertung bei.

 

 

Es sollten also Teams gebildet werden, die in Serie gegeneinander

antreten.

 

Dies könnte in Gruppenart jeder gegen jeden, wahrscheinlich aber

besser in der Art eines Pokalmodus geschehen.

 

 

Es wären dazu im nationalen Rahmen ca.7 Wettkampftermine und

12 Events nötig.

 

 

So ist gesichert, das die besten Athleten mehrmals gegeneinander

antreten, der Wiederholungscharakter

 

von Duellen bringt Spannung.

 

 

Je Team könnten pro Disziplin 2 Athleten von Vereinen vertraglich

gebunden werden, mit quotierter Anzahl ausländischer Athleten.

 

 

Es könnte dann also insgesamt folgende Eventarten geben:

 

 

-  Events des Mannschaftswettbewerbs

 

-  normale Sportfeste, auch für Athleten, die nicht

 

   vertraglich an einen Verein gebunden sind

 

-  Einzel WM / EM / nationale Meisterschaften

 

 

Die finanziellen Beziehungen / Sponsoring würden sich natürlich

dadurch ändern, was sicher

 

nicht  leicht zu organisieren ist.

 

 

Einzel-Eventveranstalter sollten an den Verein eine Abstellungsgebühr

zahlen, der Athlet

 

erhält nur eine leistungsabhängige Prämie.

 

 

Die Leistung eines Athleten soll belohnt werden, nicht sein Bekanntheits-

grad

 

und das Erscheinen allein!

 

 

Wie  schwierig eine solche Umstellung machbar ist, zeigt der Versuch

der Veranstalter von " Weltklasse Zuerich ", die 2007 zur Eröffnung des

neuen Stadions auf erhöhte Preisgelder und weniger Antrittsgelder gesetzt hatten,

dies aber im nächsten Jahr schon wieder zurück drehten.

 

Auch sinnvolle Änderungen bedürfen eines gemeinsamen Handelns aller

Veranstalter, letztlich Vorgaben der internationalen Verbände.

 

 

Um alle Events durchführen zu können, ist eine verlängerte Wettkampf-

periode nötig.

 

Dies ist den Athleten durchaus zu zumuten.

 

Sportler anderer Sportarten verkraften wesentlich höhere Belastungen.

 

Das ein Leichtathlet nicht immer in Höchstform sein kann, spielt dabei

eine untergeordnete Rolle.

 

 

Es ist den "Normalsportbegeisterten" auch schlecht verständlich zu
machen, dass ein Athlet das Jahr über in x-Trainingslagern sein muss,

um dann von Juni bis September einige Wettkämpfe zu bestreiten,

und dabei einige auch noch den direkten Vergleich mit Gleichstarken

umgehen.

 

Wie sollen die Mannschaftswettbewerbe bewertet werden?

 

 

Es gibt zwei Möglichkeiten :

 

 

1.)
  die Disziplingruppen Sprint/ Lauf / Sprung / Wurf

 

  werden pro Gruppe nach internationalen Punktwertungstabellen

 

  bewertet und dann je Gruppe Platzpunkte vergeben.

 

 

2.)
  es wird über alle ausgetragenen Disziplinen nach Punkttabelle gewertet.

 

 

Als Punkttabelle sollte allerdings keine der jetzt gültigen Wertungs-

tabellen -  IAAF / Dr.Spiriev / nationale Tabelle - genommen werden.

 

 

Diese sind alle mit groben Fehlern behaftet.

 

 

Ein Beispiel :

 
 

Der  Durchschnitt der ersten 10 der ewigen Weltbestenliste im

Diskuswerfen ist  72,15 m und wird nach IAAF,1985 mit 1341 Punkten

bewertet.

 

Der Durchschnitt der ersten 10 der eWBL über 110 m H. ist 12,911 sec.

und wird nur mit 1120 Punkten bewertet.

 

Für 1120 Punkte braucht man den Diskus nur 61,83 m weit zu werfen.

 

 

Eine Alternative wäre die N B L - Methode, veröffentlicht unter :

 

 

http://leichtathletikimwandelmitnbl.de
 

 

 

,
 die in allen Leistungsbereichen äquivalente Leistungen gerecht bewertet.

 

 

( auf dieser website unter II. )

 

 

Nun wird der Einwand kommen, dass es doch bereits jetzt Mannschafts-

wettbewerbe in der LA gibt, die aber wenig Aufmerksamkeit erlangen.

 

 

Richtig, es gibt die Team - EM und in Deutschland auch eine

Mannschaftsmeisterschaft.

 

 

Diese Wettbewerbe werden aber weder entsprechend propagiert, noch

starten dort die wirklich besten Athleten gegeneinander.

 

 

Vor allem aber sind sie in der jetzt angewendeten Austragungsart keine
Serienwettkämpfe.

 

 

Es  fehlt der Effekt der wiederholten Duelle, die Voraussetzung für die
Entstehung von Identifikation / Fankultur sind.

 

 

Das braucht auch Zeit.

 

3. was geht , was geht nicht?

 
 

Aktivitäten, die LA attraktiver zu machen, hat es in den letzten Jahren

durchaus gegeben.

 
 

Doch erscheinen sie oft konzeptionslos, überhastet, teils nicht gut

durchdacht.

 
 

Für die Leichtathletik muss Werbung gemacht werden.

 
 

Gut sind so gesehen Wettbewerbe wie Stabhochsprung in Einkaufs-

zentren /auf Marktplätzen / im Tegernsee ...Kugelstoßen unter Tage /

auf dem Schloßplatz ....

 
 

Doch das sind nur "Showveranstaltungen", zu denen die Leichtathletik ja
 nicht werden soll.

 

 

Sie müssen die Ausnahme bleiben.

 
 

Natürlich  müssen die Veranstaltungen interessanter abgewickelt

werden.

 
 

Das ist möglich durch die Einführung von Mannschaftswettbewerben,

durch die Organisierung ständiger Duelle, Pflege charismatischer

Athleten, bessere Führung der Zuschauer durch die Events, Lobbyarbeit ...

 

Sich darauf zu verlassen, dass charismatische Einzelathleten das
Zuschauerinteresse dauerhaft bringen, ist m.E. nicht ausreichend.

 

 

Andere Sportarten in Deutschland hatten einen Boom mit Leuten

wie Becker/Graf/Stich im Tennis oder Schmitt/Hannawald im Skispringen,

heute haben diese Sportarten auch zu kämpfen.

 

Bereits erwähnt, die Veranstaltungen müssen interessanter

dargeboten werden.

 
 

Dabei bringt es nichts, die Events zeitlich zu verkürzen.

 

Wer ein gut organisiertes Sportfest von 3 Stunden langweilig findet,

wird auch ein 2-stündiges Event nicht besser finden.

 
 

Nicht Komprimierung der Veranstaltungen ist angesagt, sondern

Entzerrung.

 

Weniger kann auch mehr sein!

 
 

Selbst der LA-Experte hat bei Top-Events Schwierigkeiten, alles zu

verfolgen, was gleichzeitig stattfindet.

 

 

Die Fernsehsender schaffen es auch nicht, verkünden in ihren meist
2-Stunden-Übertragungen oft nur die Ergebnisse.

 
 

Wie soll der Nicht-Experte, der gern einen Hinweis auf Spezielles einer

sich gerade vollziehenden Situation hätte, da folgen können ?

 

Er verliert den Ueberblick.

 
 

Gerade  die technischen Wettbewerbe brauchen eine gewisse Zeit,

um die ihr eigene Wettkampfdramatik zu entfalten.

 

Das muss man zulassen, und das muss man auch dem Zuschauer

entsprechend rüberbringen.

 
 

Dazu gehören in den Stadien ein Stadionsprecher und mehrere

zu schaltbare Disziplin-Innensprecher.

 

 

Dazu gehören in den Fernsehanstalten dieselben Leute und ein guter

Bildregisseur.

 
 

Diese Vermittler des speziellen Leichtathletikfeelings können auch durch versierte
Leichtathletikexperten

 

vorbereitet und z.b. durch einen Co-Kommentator aus der LA-Szene

unterstützt werden.

 
 

Man hat auch verschiedene Regelvarianten ausprobiert.

 

 

Nur 4 Versuche in den Disziplinen Weitsprung/Kugel/Diskus/Hammer/

Speer sollten die Veranstaltungen zeitlich kürzer und interessanter

machen.

 

 

Eine geringere Versuchsanzahl lässt aber eine Wettkampfdramatik

schlechter entstehen und gibt dem Fan weniger die Möglichkeit die

Top-Athleten in Aktion zu sehen.

 

Man sieht einen Robert Harting bei 6 Versuchen ca. 6 x 15 sec. im

Diskusring, bei 4 Versuchen nur noch 4 x 15 sec.=1 Minute.

 

 

Das mindert das Interesse, anstatt es zu erhöhen.

 

 

Die veränderte Fehlstartregelung

 

hat  sich durchaus bewährt, mehr Fernsehübertragungszeiten, was

wohl das Ziel war, hat sie allerdings auch nicht gebracht.

 

 

Der Versuch, die lange Wettkampfdauer von Hochsprung/

Stabhochsprung

 

zu verkürzen , ist überdenkenswert.

 

 

Mit einer festgelegten Maximalanzahl von Fehlversuchen, wie letztens

bei der Team-EM 2011 in Stockholm geht das aber nicht.

 

 

Damit wird die Erzielung von möglichen Spitzenleistungen jedes Athleten

viel schwerer gemacht,

 

denn wenn es an die großen Höhen geht, sind die Fehlversuche ja

aufgebraucht.

 

 

Allgemein sollten Regeländerungen sehr sparsam eingesetzt werden.

 

 

Die Veränderung der Wettkampfdisziplinen dagegen ist durchaus denkbar.

 

 

Sie hat es auch schon immer in der LA gegeben.

 

So gab es früher Hochsprung/Weitsprung aus dem Stand, sowie
Speerwurf/Kugelstoßen mit links + mit rechts.

 

 

Im Jahre 2008 wurde im neuen Stadion "Letzigrund" in Zürich erstmals
eine "Americane"-Staffel gelaufen, bei der sich je 3 Athleten eine
3000 m Strecke teilen.

 

Obwohl im Vorprogramm und bei noch nicht vollem Stadion ausgetragen,

hat diese neue Wettkampfform vor allem bei den jungen Fan`s in den

Stadionkurven große Begeisterung ausgelöst.

 

Viele Positionskämpfe brachten Spannung und Dramatik, das kommt

gut an.

 

( in der DDR gab es übrigens in der Dynamo-Halle Berlin immer ein

10-Minuten Paarlaufen, ein ähnlicher stimmungsvoller Wettbewerb )

 

 

Wieso nicht auf der Mittel-/Langstrecke eine Art Punkte-Laufen oder

Ausscheidungsrennen durchführen ?

 

 

Es sollte für Olympische Spiele und Meisterschaften eine Straffung des
Disziplinangebotes
geben.

 

 

Bei den Aktiven sicher unpopulär, aber es würde die Übersichtlichkeit

erhöhen.

 

 

Bei Olympischen Spielen gibt es bei den Männern 8 Sieger in den

Sprung-/Wurf-Disziplinen,
aber 13 Sieger in den Laufdisziplinen

 

Hier könnte gekürzt werden.

 

 

Was ist also zu tun ?

 

 

Das weitere Starten von schlecht kommunizierten, oft nicht zu Ende

gedachten Einzeländerungen in der Darbietung der LA-Events sollte

vorbei sein.

 

 

Es bedarf eines einheitlichen Konzeptes, dem auch Zeit gegeben wird,

sich über die Jahre zu etablieren.

 

 

Dazu sollten kluge Ideen auch von außerhalb der Verbände einbezogen

werden.

 

 

Zu bewahren ist der Geist der LA, angepasst werden muss er an das

Lebensgefühl der Jugend.

 

 

Mit Konzepten von Gestern kann nicht die Generation von

Morgen erreicht werden.

 

 

Gunther Sonnemann , Berlin , Juli 2011

 

I/T.1 Kommentar zu " wie kann die Leichtathletik wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen?

Kommentar von W.Lenz, Weinstadt ,Freier Stadtplaner , vom Nov.2012 .

 

allgemein zum Thema:

Kommentar zum Artikel Sonnemann.pdf
PDF-Dokument [92.7 KB]

Zum Gedanken des Themas " kann die Leichtathletik auch eine Mannschaftsportart sein ? " äußert sich W.Lenz wie folgt :

Hallen-LA-Liga.pdf
PDF-Dokument [45.7 KB]