leichtathletik im wandel mit nbl
Verfasser : Gunther Sonnemann , Sportanalyst , Berlin Dez. 2015
V/2. Leistungsentwicklung Weitsprung
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1. Die Leistungsentwicklung der 10 besten im 4-Jahresrhytmus sieht so aus : |
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Jahres- |
10 -Besten |
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zeitraum |
Durchschnitt |
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1929 - |
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1932 |
7,72 |
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1936 |
7,84 |
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1948 |
7,83 |
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1952 |
7,79 |
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1956 |
7,91 |
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1960 |
8,01 |
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1964 |
8,11 |
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1968 |
8,27 |
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1972 |
8,24 |
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1976 |
8,27 |
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1980 |
8,33 |
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1984 |
8,43 |
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1988 |
8,55 |
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1992 |
8,57 |
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1996 |
8,59 |
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2000 |
8,51 |
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2004 |
8,46 |
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2008 |
8,51 |
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2012 |
8,52 |
Alle Durchschnittwerte sind der Quelle ( 1 ) entnommen.
die graphische Darstellung dazu ist in folgender pdf - Datei unter Darstellung 1 zu sehen.
PDF-Dokument [201.5 KB]
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Sichtbar ist, dass die Leistungsentwicklung durch den II.Weltkrieg unterbrochen ist. |
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Von 1988 an sind die Durchschnittsleistungen im Prinzip gleich geblieben. |
2. zu den leistungsbestimmenden Faktoren |
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Weitsprungtechnik : |
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Im Altertum wurden Mehrfachsprünge mit Gewichten in den Händen als Schwungmassen durchgeführt. |
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Ab 1860 wurden Regeln für den Weitsprung eingeführt, die den Absprung |
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zunächst mit Steinen, später mit einem Balken markierten. |
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Es entwickelten sich zunächst der Hocksprung, dann der Hangsprung , die auch |
heute noch je nach Leistungsstand angewendet werden. |
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Über den 1 1/2 Schrittweitsprung ging die Technikentwicklung zum |
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2 1/2 Laufsprung, der 1927 von den Amerikanern De Hart Hubbard und |
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Robert Le Gendre gezeigt wurde. |
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Letzterer sprang damit 1927 einen Weltrekord mit 7,76 m. |
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Einen letzten Versuch einer Technikweiterentwicklung stellte 1974 der |
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Salto-Weitsprung ( vor allem der Deutsche Stierle sprang ihn = 7,42 m ) |
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dar. Die IAAF verbot diese Technik jedoch umgehend wegen angeblich zu |
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Verletzungsgefahr.
Auch gab und gibt es immer wieder Bestrebungen, eine Absprung- zone einzuführen. So erzielte Leistungssteigerungen wären aber keine wirkliche Leistungssteigerung. |
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Weitere leistungsbestimmende Faktoren im Weitsprung sind in den letzten Jahren |
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die Erhöhung der Anlaufgeschwindigkeit durch die Einführung |
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der Kunststoffbahnen ab 1968 bei internationalen Wettbewerben. |
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der Gebrauch von Dopingmitteln , verstärkt ab den 1970-Jahren. |
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verbesserte Sprungspikes , leistungsfördernd aber in geringerem Maße als die beiden oberen Punkte. |
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intensivere und bessere ( ? ) Trainingsmethoden, in geringerem Maße |
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3. Leistungserhöhung durch Kunststoffbahnen ab 1968 : |
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Die Auswertung der Entwicklung der Sprintdisziplinen ( siehe hier T 5.1 ) hat ergeben, dass der Vorteil in der
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Sprintleistung durch die Anwendung von Kunststoffbahnen= 1,86 % + 0,49 % = 2,35 % beträgt. |
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Diese Erhöhung in der Anlaufgeschwindigkeit kann im Weitsprung auch angesetzt werden. |
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Um dieselben %-Sätze erhöht sich auch die für eine bestimmte Weite erforderliche Abfluggeschwindigkeit. |
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Die Weite eines Sprunges wird nach folgender Formel |
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berechnet, wobei hier eigentlich nur die Weite des Weges des KSP gemeint ist, |
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aber dies spielt bei der folgenden Differenzberechnung keine Rolle.
V02 2 g h W = ------- * cos α * ( sin α + Wurzel ( sin 2 α + --------- ) ) g V0 2 |
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Es sind : |
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V0 = Abfluggeschwindigkeit |
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g = Erdbeschleunigung = 9,81 m/s |
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α = Abflugwinkel hier 22 0 angenommen |
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h = Abflughöhe des KSP des Springers, hier = 1 m |
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Für den Durchschnitt der 10 besten Sprünge im Zeitraum bis 1972 = 8,24 m ist eine |
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Abfluggeschwindigkeit von angenommen 9,46 m/ s notwendig. |
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Erhöht sich diese durch die Kunststoffbahnen um 2,35 % , so sind das 9,46 * 1,0235 = 9,68 m/s
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Damit springt man theoretisch = 8,55 m weit , das wäre eine mögliche Leistungssteigerung |
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um 8,55 m - 8,24 m = 31 cm . |
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4. Leistungssteigerung durch Anwendung von Dopingmitteln |
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entnommen 2 |
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Datenbasis der Feststellungen von Prof.Lames sind die Weltjahresbestenlisten ab 1960, und zwar die Durchschnitte |
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der besten 20 Athleten.. |
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Doping wird hier als " endogener leistungsfördernder Effekt" bezeichnet. |
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Mit speziellen mathematischen Modellierungen der Effekte, die hier nicht näher beschrieben werden sollen, kommt |
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Prof.Lames aus logischen Gründen |
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für den Weitsprung der Frauen zu dem Schluss ,dass der Dopingeffekt im Spitzenbereich etwa 0,18 m beträgt. |
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Das entspricht etwa 0,18/7,50*100 = 2,4 % |
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Da Frauen i.a. stärker vom Dopingmitteleinsatz profitieren, dürfte der Wert für den Weitsprung- Männer geringer sein. |
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Nimmt man bei Männern nur 1,0 % , so ist das etwa im Spitzenbereich eine leistungssteigerung um |
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8 cm. |
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5.. wie groß ist die Leistungsentwicklung im Weitsprung
unter Einbeziehung der Vorteile durch Kunststoffbahnen und Doping ? |
Der Einfluss der leistungsunterstützenden Dopingmittel und der Einführung der |
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Kunststoffbahnen wird in die 4-Jahresdurchschnitte eingerechnet. |
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Für die durch die mögliche größere Anlauf - V und damit auch Abflug - V werden auf die |
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Durchschnittsleistungen bis 1972 31 cm und für sich langsam ausbreiten- des Doping |
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8 cm aufgeschlagen. |
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Für 1976 + 1980 wurden Zwischenwerte genommen. |
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Diff. zum |
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Vorintervall |
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1952 |
8,18 |
7,79+0,31+0,08 |
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1956 |
8,30 |
7,91+0,31+0,08 0,12m |
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1960 |
8,40 |
8,01+0,31+0,08 0,10 m |
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1964 |
8,50 |
8,11+0,31+0,08 0,10 m |
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1968 |
8,66 |
8,27+0,31+0,08 0,16 m |
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1972 |
8,63 |
8,24+0,31+0,08 - 0,03 m |
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1976 |
8,46 |
8,27+0,15 +0,04 - 0,17 m |
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1980 |
8,37 |
8,33+0,04 - 0,09 m |
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1984 |
8,43 |
0,06 m |
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1988 |
8,55 |
0,12 m |
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1992 |
8,57 |
0,02 m |
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1996 |
8,59 |
0,02 m |
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2000 |
8,51 |
- 0,08 m |
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2004 |
8,46 |
- 0,05 m |
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2008 |
8,51 |
0,05 m |
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2012 |
8,52 |
0,01 m |
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Seit 1968 hat es praktisch keine wirkliche Erhöhung des Leistungsniveau gegeben.
Dies zeigt das Diagramm 2 in der o.g pdf -datei
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6. |
Aufteilung der Leistungssteigerung auf Anteile |
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Die Leistungssteigerung der 10-Weltbesten im Weitsprung seit 1964 beträgt : |
Quellenangabe :
( 1 ) = track+field, statistics
( 2 ) = Prof.Dr.Lames , Uni Augsburg , Vortrag 2001
Jahr L..durchschnitt Steigerung % von % von
1964 8,11 2012 8,52 0,41 m 5,1 % 100 %
davon entfallen auf .
Kunststoffbahnen 0,31 3,82 % 75,6 % ( schnellerer Anlauf) Einsatz Dopingmittel 0,08 0,99 % 19,5 %
verbessertes Training/ Ernährung/ Spikes ... 0,04 0,49 % 9,8 %
verbleiben für verbesserte Sprungfähigkeit - 0,02 - 0,25 % - 4,9 %
Auffällig hierbei , dass sich die verbesserte spezielle |
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Sprungfähigkeit der Athleten gar nicht erhöht hat. |
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Kontrolle : |
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7. wie hat sich die Sprintfähigkeit der Athleten entwickelt ? |
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All-Time list 1964 |
All-Time List 2012 |
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Boston |
8,34 |
10,4 |
Powell 8,95 |
10,48 |
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Ter-Owanesjan |
8,31 |
10,7 |
Beamon 8,90 |
10,24 |
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. |
Lewis 8,87 |
9,86 |
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J.Owens |
8,13 |
10,2 |
. |
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I.Roberson |
8,11 |
10,3 |
Myricks 8,74 |
10,26 |
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G.Bell |
8,1 |
10,4 |
Phillips 8,74 |
10,06 |
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Durchschnitt |
8,20 10,4 |
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8,84 |
10,18 |
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Umrechnung : |
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10,4+0,24 elktr. |
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abzgl.0,187+0,05 K.st.bahn 10,403 |
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10,18 |
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Die Steigerung der Sprintfähigkeit ist also 0,223 s über 100m, das sind 2,14 % |
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Für einen 8,20 m Sprung muss man 9,43 m/s Abfluggeschwindigkeit haben, |
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steigert sich diese auch um 2,14 % , so sind das dann 9,63 m/s. |
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Damit kann man theoretisch 8,48 m weit springen. |
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Die Verbesserung der Sprungleistung von 1964 bis 2012 wäre also nur durch die Verbesserung |
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der Sprintgeschwindigkeit = 28 cm, was die unter 6. genannten 31 cm etwa bestätigen.. |
© G.Sonnemann , Sportanalyst , Berlin Dez. 2015