Leichtathletik im Wandel
Verfasser : G.Sonnemann , Sportanalyst , Berlin Okt. 2019
copyright : G.Sonnemann , das UrhG gilt in vollem Umfang
IV. Leichtathletik in Bewegung
G. ist der Hochsprung am Ende seiner Entwicklung ?
( der Artikel ist eine Fortsetzung zum Thema " Entwicklungstendenzen im Hochsprung " in IV/C )
Inhalt :
1.) Einschätzung der Leistungsentwicklung seit 1876
2.) Wie gliedert sich die Leistungssteigerung seit 1876 in etwa auf:
3.) Reserven für weitere leistungssteigerungen
3.1 ) Vorteile der Flop - Technik
3.2 ) wo ist Flop - Technik uneffektiv?
4.) die " Hay - Technik "
5.) welche Technikverbesserungen sind denkbar?
5.1 die max. kritische lattennähe = mkL
5.2 Überquerung der Latte wieder bäuchlings
5.3 Führung des Schwungbeines in Anlaufrichtung
5.4 Absprung in Anlaufrichtung
1.) Einschätzung der Leistungsentwicklung seit 1876: |
Der Weltrekord im Hochsprung der Männer hat sich vom Hocksprung mit 1,89 m im Jahre 1876 auf 2,45 m von J.Sotomayor mit der Fosbury-Technik im Jahre 1993 verbessert.
Das ist eine Verbesserung um = 56 cm.
( der 1.offizielle WR wurde 1912 mit 2,00 m aufgestellt)
Im Hochsprung sind die sich neu entwickelnden Techniken und die |
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bewährten Hochsprungstile immer nebeneinander angewendet worden. |
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So sprang I.Balas noch einen Weltrekord mit Scherkehrsprungtechnik, obwohl |
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schon lange die neuere Straddletechnik existierte. |
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Seit 1968 gab es die Fosbury-Floptechnik, aber noch bis Anfang der |
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1980 - Jahre gab es Weltklassehochspringer, die den Tauchwälzer sprangen. ( Jaschtschenko+Beilschmidt,R.Ackermann sprang bei den Frauen sogar noch 1977 mit der Straddletechnik als 1.Frau über 2,00 m und somit WR)
<<< Anteil der verbesserten Techniken, hauptsächlich geringere Lattenüberhöhung = 25 cm
<<< besserer Absprung = 3 cm
<<< Anteil durch Erhöhung der Anlaufgeschwindigkeit = 17 cm
<<< Anteil durch Sprungkraftverbesserung = 0,6 cm
<<< Leistungsvorteil durch Doping = 1,7 cm
<<< Leistungsverbesserung durch besseres Training + + Ausrüstung = 3,7 cm ( die Begründungen dieser Einschätzung ist in IV./ Punkt C dieser website gegeben,ebenfalls in I/T5.3 auf dieser website)
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3.)Wo könnten nun Reserven für eine weitere Leistungssteigerung und Weiterentwicklung des Hochsprungs liegen ?
Es gibt Athleten und Trainer die meinen, der Hochsprung ist mit der Fosbury-Floptechnik am Ende seiner Entwicklung angekommen
Dieser Meinung bin ich ganz und gar nicht.
Es gibt nirgends ein Ende einer Entwicklung.
Doch:
Hat die Flop-Technik auch verbesserungswürdige Technikelemente?
Zweifellos ist die Fosbury-Technik im Moment die insgesamt effektivste Hochsprungtechnik.
Sie hat sich schließlich in der jahrelangen zeitgleichen Ausübung mit der Straddle-Technik durchgesetzt.
3.1) Vorteile der „ Flop – Technik“
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eine größere Anlaufgeschwindigkeit , auch durch den Zusatzimpuls durch den Kurvenanlauf
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eine zusätzliche KSP – Absenkung beim Absprung durch die Innenlage beim Kurvenanlauf
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einen kleineren Bremsstoß gegenüberdem Straddle durch weniger Rücklage beim Absprung
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Möglichkeit, die einzelnen Gliedmaßen nacheinander über die Latte zu bringen und nicht wie bei älteren Techniken fast gleichzeitig. ( ich habe dafür den Begriff der kritischen Lattennähe benutzt)
3.2) Was aber ist an der „ Flop – Technik „ nicht effektiv ?
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Anlaufrichtung und Absprungrichtung sind nicht identisch , dadurch geht Geschwindigkeit verloren.
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Das Schwungbein wird entgegen der Absprungrichtung bewegt.
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Der Extraimpuls des Schwungbeines kann dadurch nicht genutzt werden.
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Die Beweglichkeit der Wirbelsäule rückwärts ist wesentlich geringer als nach vorn beugend.
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Die Steuerung der Lattenquerung nach dem Prinzip „ actio -reactio „ ist dadurch geringer als bei anderen Techniken
Vor – und Nachteile der „ Flop – Technik „ zusammen haben eine Leistungsverbesserung von geschätzt etwa 6 cm gegenüber dem „ Straddle „ gebracht.
Bisher wurden die größten Leistungssteigerungen durch die immer geringer werdende Lattenüberhöhung h 3 und durch die größeren Anlauf – und Absprunggeschwindigkeiten erzielt.
( das brachte die Einführung neuer Hochsprungtechniken.)
Was die technische Weiterentwicklung der Sprungtechnik angeht , wird in der Literatur immer wieder die
4.) Hay - Technik "
genannt.
( erforderliche theoretische Grundlagen werden in der Anlage gegeben )
Nach dem gebräuchlichen Teilhöhenmodell nach „ Hay „ errechnet sich die Hochsprunghöhe aus : |
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H = |
h 1 + h2 - h3 |
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h 3 |
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KSP-Höhe + Steigehöhe - Lattenüberhöhung |
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Lattenüberhöhung |
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bei Absprungende |
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Unter Lattenüberhöhung versteht man die Differenz der Höhe h1 + h2
( = KSP-Höhe bei Absprungende + Steigehöhe nach berechneter Flugkurve ) zur Lattenhöhe, die übersprungen wird.
Im Bild sieht die Technik etwa so aus :
Nach Hay ermöglicht diese Technik eines quasi " gebückten Saltos " über die Latte einen h3 = Lattenüberhöhungswert von
minus 26 - 30 cm.
Das wäre natürlich eine wesentliche Steigerung der erzielbaren Sprunghöhe, wird doch beim Flop nur von etwa bestenfalls + 2,4 cm ausgegangen.
Doch ist eine solch große negative Lattenüberhöhung überhaupt möglich?
bei der „ Hay – Technik“ ergibt sich ein H 3 von :
( genaue Berechnung in I/T.10 auf dieser website )
( Dazu wird der KSP in Bezug zur Lattenhöhe = Null ermittelt )
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Auch wenn die „ Hay – Technik „ nicht bis zu – 30 cm Lattenüberhöhung ermöglicht, würde sie mit h3 = - 13,2 cm doch eine wesentliche Leistungssteigerung ermöglichen.
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Doch ist die „ Hay -Technik „ praktisch überhaupt ausführbar? Auf Seite 26 seines Buches [ 2 ]schreibt Dr.Killing : „ … Hay errechnete, dass der KSP in der Klappmesserposition während der Überquerung 20 – 30 cm tiefer als die Latte läge. Diese Überlegung griff jedoch zu kurz, berücksichtigt sie doch nicht, … das die Einnahme und Auflösung der optimalem Klappmesser- position nur über suboptimale Lagen erfolgen kann.( Preiss,1987 ) Damit wird die vermeintlich günstige Lage des KSP außer und unterhalb des Körpers zunichte gemacht und sogar ins Gegenteil verkehrt ( Abb.2.9) … So gesehen ist die Hay-Technik eher ein Rück-als Fortschritt.“
Olteanu schreibt dazu in [3 ] : „ aus physikalischen Gründen liegt das große Problem dieser Technik in den Anforderungen an der Drehimpulserhaltung des Systems. Zum einen darf der Rumpf des Springers in der Steigephase des Flugs nicht nach vorne rotieren, zum anderen muss er bei der Lattenüberquerung sehr schnell nach vorn rotieren um die Klappmesserposition zu erreichen und anschließend die Position wieder aufzulösen. Diese Doppelanforderung widerspricht dem Erhaltungssatz des Gesamtdrehimpulses „.
Die von Killing und Olteanu gegebene Erklärung des Mangels der „ Hay-Technik“ ist zwar grundsätzlich richtig , aber schlecht verständlich. Deshalb gebe ich eine eigene Erklärung, zur Unmöglichkeit der erfolgreichen Ausführung dieser Technik, die ja auch nie wirklich zur Anwendung gekommen ist. |
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Mein Gedankengang Der Körper bewegt sich nicht nur in vertikale Richtung , sondern stetig auch in horizontaler. Bis zur maximalen KSP -Höhe braucht der Athlet eine gewissen Zeit. In derselben Zeit muss es ihm aber auch gelingen seinen Körper mit allen Extremitäten über die Latte zu drehen. Gelingt das nicht, reißt er die Latte , weil er quasi gegen die Latte getrieben wird. Anders ausgedückt :
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